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Die Schutzklassen S1, S2 und S3 bei Sicherheitsschuhen - Ein Überblick

Die Schutzklassen S1, S2 und S3 bei Sicherheitsschuhen - Ein Überblick

Man trägt keine Sandalen, wenn es regnet oder kalt ist. Man sollte auch keine Turnschuhe anziehen, wenn man mit einer Kettensäge hantiert. Wer schon mal Wanderschuhe getragen hat, dem sagen vielleicht die Kategorien A bis D etwas. Sie haben die notwendige Stabilität oder das passende Sohlenprofil je nachdem, was man mit den Schuhen vorhat – ob Spaziergang, im Mittelgebirge oder hochalpin wandern.

Genauso ist es mit Arbeitsschuhen: Man wählt seine Sicherheitsschuhe je nachdem, wo man arbeitet und wie der Arbeitsplatz aussieht. Zu diesem Zweck sind Arbeitsschuhe in die Kategorien S1, S2 und S3 eingeteilt. Wir helfen durchzublicken und die passenden Sicherheitsschuhe zum Job zu finden.

Warum die Schutzklasse für sicheres Arbeiten entscheidend ist.

Was passiert, wenn man die Schutzklasse nicht kennt oder sogar die falsche nimmt? Im schlimmsten Fall fehlt eine wichtige Funktion, die der Schuh haben muss. Dann ist man nicht ausreichend geschützt. Ein Beispiel: Es liegen Nägel auf dem Boden. Einmal hineintreten und schon ist der Fuß verletzt. Es können Nerven oder Gefäße betroffen sein. Das tut nicht nur weh, sondern kann auch gefährlich werden. Um diese Verletzungen zu verhindern, gibt es Einlagen aus Stahl oder Kunstfasern, die ein Nagel nicht durchstoßen kann. Sie befinden sich unsichtbar zwischen Sohle und Fußbett. Wenn man weiß, in welcher Schutzklasse diese Einlage zu finden ist – in diesem Fall ist es S3 oder S1P -, greift man sofort zu den richtigen Sicherheitsschuhen.

Diese Schutzklassen gibt es bei Sicherheitsschuhen nach EN ISO 20345:2011

Schutzklasse 1

Sicherheitsschuhe der Schutzklasse S1 (das “S” steht für Schutzklasse) müssen die Mindestanforderungen erfüllen. Das Obermaterial und Futter müssen reiß- und abriebfest sowie wasserdampfdurchlässig sein. Zur Grundausstattung gehört eine Zehenschutzkappe, die einen Stoß von mindestens 200 Joule und einen Druck von mindestens 15 kN aushält. Das bedeutet, dass die Arbeitsschuhe einem Gewicht von 20 Kilogramm aus einem Meter Fallhöhe standhalten. Ist die Fallhöhe gleich Null, verkraftet die Zehenschutzkappe etwa 1.500 kg. Der Zehenschutz kann aus Stahl, Aluminium, Kunststoff oder Carbon bestehen. Wichtig! Wird die Schutzkappe beschädigt, weil ein Gegenstand auf den Fuß gefallen ist, erfüllt sie ihre Schutzfunktion möglicherweise nicht mehr. Dann müssen die Arbeitsschuhe ausgetauscht werden.

Außerdem haben die Arbeitsschuhe eine antistatische Sohle. Sie sorgt dafür, dass Elektrizität den Körper verlassen kann und verhindert so kleine Stromschläge. Die Sohle muss resistent gegen Öl und Benzin sein. Die Ferse muss geschlossen sein, das sorgt für einen stabilen Rundumschutz. Dazu zählen Sandalen, die hinten geschlossen sind. Clogs gehören jedoch nicht dazu, denn sie entsprechen nur der Kategorie „SB“, der Basisausstattung. Die Kategorie S1 findet man beispielsweise in Malerbetrieben, Bäckereien oder Großküchen.

Schutzklasse S1P
S1P – der Zusatz „P“ steht für „penetration proof“, auf Deutsch: durchtrittsicher – bedeutet, dass diese Schuhe beispielsweise vor herumliegenden Nägeln schützen. Es wird eine zusätzliche Zwischensohle aus Edelstahl oder Kunstfasern wie Kevlar eingearbeitet. Diese Schutzklasse passt zur Werkstatt – beim Tischlern und Schreinern -, im Trockenbau oder auch für andere Jobs, die sich eher drinnen abspielen.

Schutzklasse 2
Sicherheitsschuhe der Schutzklasse S2 erfüllen alle S1 Kriterien. Sie haben also eine Zehenschutzkappe, aber das Schuhoberteil ist zusätzlich mindestens eine Stunde wasserabweisend. Diese Schutzklasse wird vorwiegend im Lager, in der Kfz-Werkstatt oder in der Logistik getragen.

Schutzklasse 3
Sicherheitsschuhe der Schutzklasse S3 entsprechen zunächst allen Anforderungen für S2, besitzen eine Zehenschutzkappe und haben einen Durchtrittschutz wie bei S1P. Außerdem sind sie wasserdicht und die Sohle ist rutschfest, denn das Profil ist stärker als z. B. für Sicherheitsschuhe der Schutzklasse S1P. Die Kategorie S3 ist im Hoch- und Tiefbau oder bei Abbruch- oder Entsorgungsunternehmen genau richtig.

Übrigens: Bei den Schutzklassen S4 und S5 handelt es sich um Gummistiefel, einmal ohne (S4), einmal mit (S5) durchtrittsicherer Sohle.

Was S1, S2 und S3 unterscheidet und was am Arbeitsplatz zählt.

Schaut man sich also die drei wesentlichen Klassen an, stellt man fest, dass der Schutz der Füße mit höherer Zahl der Klasse zunimmt. S3 hat also den höchsten Schutz, insbesondere einen Schutz gegen Nageldurchtritt. S2 und S3 schützen bei Nässe, S1 hat diese beiden Eigenschaften nicht.

Das sind die Unterschiede im Überblick:

  • S1: Zehenschutzkappe
  • S1P: Zehenschutzkappe + Durchtrittschutz
  • S2: Zehenschutzkappe + wasserdicht
  • S3: Zehenschutzkappe + wasserdicht + Durchtrittschutz + Profilsohle

Wie findet man die richtige Schutzklasse für Sicherheitsschuhe?

Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) schreibt vor, was zu tun ist. Laut §5 muss der Arbeitgeber herausfinden, welche persönliche Schutzausrüstung (PSA) seine Mitarbeiter bekommen. Zur PSA gehören beispielsweise Schutzhelm, Schutzbrille, Ohrstöpsel, Handschuhe, Arbeitskleidung und Sicherheitsschuhe. Mit der sogenannten Gefährdungsbeurteilung stellt er die möglichen Gefahren am Arbeitsplatz des Mitarbeiters fest.

Ergibt die Beurteilung, dass die Füße gefährdet sind, muss der Arbeitgeber entsprechende Arbeitsschuhe bereitstellen. Diese muss der Mitarbeiter bei der Arbeit tragen. Der Arbeitsbereich, die Tätigkeit und die Ergonomie spielen eine Rolle bei der Auswahl der Sicherheitsschuhe. Schuhe mit Überkappen eignen sich beispielsweise, wenn man im Knien arbeitet. Es gibt auch spezielle Stiefel für Schweißarbeiten oder für die Arbeit mit der Kettensäge oder Chemikalien.

Eine Gefährdung ist nicht generell mit bestimmten Tätigkeiten oder Berufen verbunden. Es ist gefährlich, sobald mit Fuß- oder Beinverletzungen zu rechnen ist. Diese Verletzungen können durch Stoßen, Einklemmen, umfallende oder herabfallende Gegenstände, Hineintreten in spitze Gegenstände,  heiße oder ätzende Flüssigkeiten oder durch äußere Einflüsse passieren.

Drei grundsätzliche Fragen sollte man sich stellen um zu entscheiden, welches die richtige Schutzklasse für den eigenen Arbeitsplatz ist:

  1. Wo arbeite ich? Drinnen oder draußen?
    Arbeitet man im Gebäude, ist die Schutzklasse S1 oder S1P (mit zusätzlichem Schutz vor Nageldurchtritt) richtig. Wenn man hauptsächlich im Freien arbeitet, sollte man sich eher für die Schutzklassen S2 oder S3 entscheiden. Hier hat man zusätzlichen Schutz vor Feuchtigkeit.
  2. Brauche ich einen Schutz vor Nässe?
    Arbeitet man beispielsweise im Gartenbau und ist Wind und Wetter ausgesetzt, dann hat man die Wahl zwischen den Sicherheitsklassen S2 und S3.
  3. Ist mein Arbeitsplatz eher sauber – insbesondere der Boden – oder nicht?
    Liegen spitze Gegenstände, Scherben oder Nägel am Boden herum, dann sollte man sich auf jeden Fall für die Schutzklasse S3 entscheiden. Denn hier ist die Sohle mit Durchtrittschutz eingearbeitet.

Was hilft, um die Sicherheitsklasse sofort zu erkennen?

Welche Schutzklasse ein Sicherheitsschuh hat, erkennt man an diesen Stellen:

Auf dem Schuhkarton klebt meist ein Etikett, auf dem die Schutzklasse zu sehen ist.

 

Auf der Rückseite der Schuhlasche ist ein Etikett eingenäht.
Darauf ist die Kategorie S1 bis S3 erkennbar.

Eine Hilfe bei der Suche nach der richtigen Schutzklasse für Sicherheitsschuhe bietet die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung. Sie hat Beispiele zusammengestellt, welche Sicherheitsstufe für welchen Beruf in Frage kommt. In der Tabelle findet man Angaben zur Branche, Tätigkeit, Kategorie S1, S2 oder S3 und Abkürzungen für bestimmte Eigenschaften der Schuhe. Außerdem gibt es Empfehlungen zur Höhe der Schuhe, zur Rutschfestigkeit der Sohle oder ob ein Durchtrittschutz notwendig ist. Das bedeuten die Abkürzungen, die in der Übersicht verwendet werden:

P : durchtrittsicher
C : elektrisch leitfähige Schuhe
A : antistatisch
FO : kraftstoffbeständig
HI : Wärmeisolierung
CI : Kälteisolierung
E : Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich
WR : wasserdichte Schuhe
M : Mittelfußschutz
AN : Knöchelschutz
WRU : wasserabweisendes Schuhoberteil
CR : Schnittfestigkeit des Obermaterials
HRO : Hitzeschutz bis 300 °C
Form B : knöchelhohe/mittelhohe Schuhe
SRC : Rutschfestigkeit der Sohle (Stufen A, B, C, wobei C die höchste Stufe ist)

Welchen Fehler man bei der Wahl der Sicherheitsschuhe vermeiden sollte.

Seine Arbeitsschuhe rein nach der Optik auszusuchen und die Schutzklasse außen vor zu lassen, wäre völlig falsch und fatal. Man riskiert, dass die Füße nicht ausreichend geschützt sind. Außerdem stellt der Arbeitgeber die Sicherheitsschuhe und weiß, welche Schutzklasse gebraucht wird. Wir empfehlen zuerst zu berücksichtigen, welche Sicherheitskategorie die richtige für den Job ist. Erst dann sollte man sich unter den Sicherheitsschuhen mit der passenden Schutzklasse umschauen, welches Design gefällt. Es geht schließlich darum, nicht nur gut auszusehen, sondern sich in seinen Arbeitsschuhen  rundum wohlzufühlen – das heißt gut geschützt und bequem unterwegs zu sein.

Alle Angaben beziehen sich auf die Norm EN ISO 20345:2011.

 

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